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Wettbewerb Ratzeburger Ruderclub

Neubau Rateburger Ruderclub,
1. Platz Wettbewerb 2023

Bruttogeschossfläche: 1.100 qm
Bruttorauminhalt: 6.600 cbm

Lageplan

Entwurfskonzept

Zwischen den alten Kastanien am Weg der Dr.-Alfred-Block-Allee zeigt sich das Clubgebäude zweigeschossig. In seiner Längsausdehnung gleicht der Neubau dem jetzigen Clubgebäude. Die dunkle Holzfassade des Obergeschosses nimmt sich zwar zurück, durch seine markant zweigeschossigen Eingangsfassade ist der Neubau aus Richtung der Straßenmündung der Möllner Straße in den Lüneburger Damm dennoch gut erkennbar. Im Erdgeschoss wechseln helle Holzfassade und weißlich transluzente Polycarbonat- Fassaden. Schemenhaft ist durch Schattenwurf die Nutzung der Räume zu erahnen.

Ein Rücksprung der Erdgeschossfassade leitet den Weg großzügig und wettergeschützt von der öffentlichen Fläche zum Haupteingang in die Eingangshalle. Durch den Überstand des Obergeschosses entsteht ein überdachter Eingang mit Platz für Fahrradständer. Zum Rudertraining führt der Weg in die Sanitär- und Umkleideräume, dann vorbei an den Taschenschließfächern und dem Fahrtenterminal zu dem direkten Zugang zu den Booten. Die Bootshallen sind räumlich miteinander verbunden und untereinander begehbar. Alle 3 Hallen öffnen sich über Schiebetore zum See.

Die Bootswerkstatt hat mit 2 Zugängen von außen die Möglichkeit zur Querlüftung. Das Werkzeug wird in abschließbaren Lagerregalen untergebracht. So kann die Werkstatt u.a. auch als Bootshalle, oder Lagerraum genutzt werden. Der Kraftraum ist ebenfalls im Erdgeschoss untergebracht. Hier ist er abgesondert von den Clubräumen und somit ohne schallübertragende Beeinträchtigung für Veranstaltungen. Er ist auf kurzem Weg von den Umkleiden aus zu erreichen. Der Zugang öffnet sich mit Sichtverbindung zur Halle. Die natürliche Belichtung findet über die zurückliegende Eingangsfassade statt, geschützt vor direktem Einblick und Sonneneinstrahlung.

Zur Nord-Ost-Seite liegen die beiden Clubräume, zur Süd-West-Seite, oberhalb der Bootshallen der Ergometer- Raum, ebenso die Fremdenzimmer und der Jugendraum, wie auch Büro, Lager und Archiv. Dem großen Clubraum ist die Küche zugeordnet. Er ist multifunktional möblierbar und kann für Feiern, Seminare und gerätefreien Sport verwendet und gleichzeitig zur Vereinsnutzung im Gebäude getrennt werden. Der kleine Clubraum ist das Wohnzimmer des Vereins. Die Bar liegt an der Dachterrasse und ist dorthin öffenbar. So kann die Bar auch von der Dachterrasse aus genutzt werden.

Mittig im Obergeschoss sind die Sanitärräume angeordnet, oberhalb der Sanitärräume im Erdgeschoss, zur Reduzierung der Leitungslängen. Sie sind zentral von allen Räumen aus auf kurzem Wege und direkt von der Dachterrasse aus zugänglich. Der Ergometer-Raum verfügt über eine eigene Dachterrasse mit Blick auf den See. Der Weg in den Jugendraum führt vorbei an den Zimmern und der gemeinschaftlich nutzbaren Teeküche. Jugendraum und Büro liegen abgewandt mit jeweils privatem Blick auf den Küchensee.

Eine Pergola seeseitig vor dem Obergeschoss bildet ein schützendes Dach für die Terrasse, die Tribüne und den Weg in den Ziel-Turm mit Riementurm. Vom Küchensee aus betrachtet, blendet sich der Neubau rücksichtsvoll in den umgebenden Baumbestand. Das Obergeschoss tritt zurück. Die dynamische Linie des Pergola-Daches bietet der Dachterrasse vor dem Ergometer-Raum und den Clubräumen Schutz vor Sonne und Regen.

Die Farben des Vereins werden in der Fläche zurückhaltender als im Bestand verwendet. Dafür betonen Sie umso deutlicher den Blickpunkt des Zielturms als Fassadenbestandteil. An vor Verwitterung geschützten Stellen unterstützen Sie das Rudermotiv in Verbindung mit Leuchten, an Lamellen und an Zugängen. Über die transluzenten Fassadenmaterialien ohne zusätzlichen Sonnenschutz an der sonnenabgewandten Gebäudeseite, ist die Gebäudenutzung von der Eingangsseite für alle ablesbar.

Der großzügige Eingangsbereich bietet Schutz und Einblick in die Historie des RRC. So erhält das Gebäude trotz seiner zurückhaltenden, eleganten Form und der für den Straßenverkehr abgewandten Lage, die Funktion eines identitätsstiftenden Anziehungspunktes mit einer einladenden Geste. Die Tradition des RRC seit 1953 zeigt sich in der Gebäudeform, den Raumnutzungen und in den Fassadenmaterialien. Mit modernem, zeitgemäßem Einsatz von Material, Konstruktion und Technik mit Nutzung regenerativer Energien schafft Innovation den Weg in die Zukunft.

Gebäudestruktur

Mit dem Neubau des Clubgebäudes entsteht ein Baukörper mit knapp 1.100 qm Grundfläche und einem Gebäudevolumen von ca. 6.600 cbm. Die Gesamtnutzfläche inkl. Tribüne und Dachterrasse beträgt rund 1.800 qm.

Die 3 unbeheizten Bootshallen bilden zusammengefasst den Gebäudeabschluss nach Südwesten. Sie haben eine direkte Zugangsmöglichkeit von der Eingangsseite des Neubaus und 3 Toren mit direktem, kürzestem Zugang zum Schwimmsteg. Die Hallen haben eine Länge von jeweils 26 m und bieten somit 156 m Lagerlänge. Für eine einfache Gebäudestruktur erhalten alle 3 Hallen die gleiche Länge. Die Genehmigung der geringfügigen Überschreitung der Baugrenze ist mit einem Antrag auf Abweichung ohne B-Planänderung möglich.

Werkstatt und Kraftraum dienen als Gebäudeabschluss an der Nord-Ost-Seite. Zentrum des Gebäudes sind Eingangshalle und Tribüne. Im Herzen des Erdgeschosses liegen die am stärksten zu beheizenden Umkleideräume mit Saunabereich und Ruhezone inkl. Seeblick. Im Obergeschoss entsteht mit der seeseitigen Dachterrasse über die gesamte Gebäudelänge und der Anbindung an den Seezugang über die Tribünenanlege ein Ort für Sport und Gemeinschaft mit Rücksichtnahme auf unterschiedliche Bedürfnisse des Vereins. An den Zielturm angelehnt bietet der Riementurm die Möglichkeit, nicht nur die Skulls, sondern auch die Riemen in den Bootshallen senkrecht zu lagern.

RRC 2.OG

Gebäudekonstruktion

Die Gründung des Gebäudes erfolgt nach Erfordernis aus Baugrunduntersuchung und Statik. Eine massive Beton-Bodenplatte dient als fertiger Fußboden in Halle und Werkstatt mit Bauteilaktivierung in den beheizten Räumen. Für einfachere Pflege können die Oberflächen mit Silikat oder einer Beschichtung versehen werden.

Die Tragkonstruktion des Erdgeschosses ist in Skelettbauweise vorgesehen. Auf Stützen und Träger liegt die massive Deckenplatte. Tribüne, Lager, Sanitärräume und Sauna sind als Einbauten ablesbar. Die Einbauten haben abgehängte Deckenbereiche. Zwischen abgehängter und Massivdecke verlaufen die Leitungen für die technische Installation. Unter den Flächen der Dachterrasse wird in den beheizten Erdgeschossbereichen eine zusätzliche Wärmedämmung angeordnet.



Das Obergeschoss wird als eingangsseitiger Riegel in leichter Holzrahmenkonstruktion geplant. Der Fußbodenaufbau wird so gewählt, dass ein barrierefreier Zugang zu der Dachterrasse möglich ist. Davor sitzt, als eigenständiger Aufbau über die Dachterrasse zu erreichen, der Ziel-Turm. Das Flachdach über dem Obergeschoss kann über die gesamte Fläche mit Photovoltaikkollektoren belegt werden. Diese sind aus der näheren Umgebung nicht sichtbar, ebenso wie die in kleinem Umfang erforderlichen technischen Anlagen für Lüftung und Heizung.

Technik

Der Entwurf legt Wert auf natürliche Lüftung und Belichtung. Transluzente Materialien bieten Tageslicht ohne deutlichen Einblick. Schiebeelemente mit Holzlamellen sorgen für Durchlüftung und Sonnenschutz.

Lüftungsanlagen sind nur für die innenliegenden Räume im Erdgeschoss erforderlich. Mit der Reduzierung der Technischen Gebäudeausrüstung werden ein geringer Wartungsaufwand, Energieverbrauch und Fehleranfälligkeit in der Bedienung und somit möglichst geringe Kosten für die Gebäudeunterhaltung angestrebt.



Ein Ausgleich des Energieverbrauchs kann mit einer großflächigen Photovoltaik-Anlage erreicht werden. Eine Anlage auf der Flachdachfläche des Obergeschosses hat eine Leistung von circa 80 kWp. Diese Energie kann zur Beheizung des Gebäudes, zur Brauchwassererwärmung, zur Belichtung und u.a. zum Laden für E-Motoren der Trainerboote verwendet werden. Eine Wärmepumpe mit ggf. thermischer Seewassernutzung dient der Brauchwassererwärmung und Raumheizung über die Fußbodenfläche. Über Fußbodenfläche können die Räume mit der Wärmepumpentechnik gleichsam gekühlt werden. Die für die innenliegenden Räume erforderliche Lüftungsanlage könnte die Heizungsanlage mit einer Abluftwärmpumpe unterstützen.